01 Jun. 2024

Der JVN trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Dr. Otto Unger


Bild: Peter Brodbeck

Unser Ehrenvorsitzender Dr. Otto Unger ist am 19. Mai 2024, kurz vor seinem Geburtstag, im Alter von 77 Jahren verstorben. Wir trauern um einen Menschen, der sich in hohem Maße um den Verein und den Judosport verdient gemacht hat. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen. Wir wünschen viel Kraft in dieser schweren Zeit. Und wir hoffen und wünschen, dass nach der Zeit der Trauer eine Zeit kommt, in der ohne Schmerz auf viele schöne Erlebnisse und glückliche Momente zurückgeblickt werden kann.

Wir möchten schon jetzt einen solchen Blick zurückwerfen und Dr. Ungers – Ottos – Wirken für den Verein und den Judosport würdigen.

Auf allen Ebenen des Judosports aktiv
Der Judosport war ein wichtiger Teil in Ottos Leben. Er hat als aktiver Sportler, als Trainer und Funktionär in Vereinen, auf Verbandsebene und als Kampfrichter bleibende Spuren hinterlassen.

Leistungssportler
1961 hat Otto als 15-jähriger seine ersten Schritte auf der Judomatte in Reutlingen gemacht. Als aktiver Sportler erkämpfte er zahlreiche Erfolge. Im Juniorenbereich zählte er zur deutschen Spitze, war 1967 Siebter bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften. Mit der Mannschaft der Universität Tübingen war er von 1972 bis 1975 viermal deutscher Studentenmeister. Aufgrund dieser Erfolge war Otto auch international für die Nationalmannschaft der Studenten im Einsatz.

Trainer und Funktionär
Bereits im Jahr 1963 engagierte Otto sich erstmals ehrenamtlich als Übungsleiter. Ab 1970 war er Mitglied, Trainer und Abteilungsleiter Judo bei der TSG Reutlingen und als Co-Trainer am Institut für Sportwissenschaften der Universität Tübingen tätig. Er wechselte dann zum PSV Reutlingen und baute dort als Trainer die Kampfgemeinschaft Reutlingen für die Baden-Württemberg-Liga auf. Diesem Team gehörte er auch als aktiver Kämpfer an.

Trainer beim JVN
1971 ist Otto in den Judoverein Nürtingen eingetreten. Die Verbindung nach Nürtingen ist durch seine Frau entstanden, die er auf der Schule in Reutlingen kennengelernt hat, und die aus Nürtingen stammt. Glück für den Judoverein – man hat man sich auf Nürtingen als gemeinsamen Familienwohnsitz geeinigt. Otto formte als Trainer beim Judoverein Nürtingen sehr erfolgreiche Judokas und schlagkräftige Mannschaften. Obwohl Otto zu dieser Zeit seine aktive Karriere beendet hatte, mischte er im Training immer noch gehörig mit. Sein blitzschneller und perfekter Hane-Goshi wurde auch aktiven Topathleten beim Randori immer wieder zum Verhängnis.

26 Jahre Erster Vorsitzender des Judovereins
Im Jahr 1980 wurde Otto zum Ersten Vorsitzenden des Judovereins gewählt und hatte dieses Amt bis 2006, also 26 Jahre lang inne. Unter seiner Leitung entwickelte sich der JVN zu einem der am besten geführten und erfolgreichsten Judovereine Württembergs und Deutschlands.

Die Jugendarbeit
Besonders wichtig war Otto der Bereich der Jugendarbeit. Die gute Betreuung der Kinder und Jugendlichen, und zwar auch außerhalb der Judomatte durch entsprechende Angebote, schlug sich schnell in sportlichen Erfolgen nieder, bis auf nationale und internationale Ebene.

Das Ehrenamt
Das Ehrenamt, der Erhalt und Ausbau der ehrenamtlichen Strukturen des Vereins war neben der Jugendarbeit eines der wichtigsten Anliegen des langjährigen Vorsitzenden. Primär erreicht wurde dies durch die frühzeitige Einbindung Jugendlicher als Übungsleiter und Co-Trainer in die Vereinsarbeit. Die heute noch sehr hohe Zahl an jugendlichen Übungsleitern beim JVN zeigt, wie hervorragend dies gelungen ist.

Der JVN als Ausrichter von Turnieren
Die Durchführung von Judo-Großveranstaltungen, Meisterschaften und Turnieren baute Otto im Lauf der Jahre konsequent aus. Die Erlöse dieser Veranstaltungen waren und sind ein Baustein dafür, dass der JVN immer ein eigenständiger, unabhängiger und finanziell absolut gesunder Verein geblieben ist. Der JVN ist eine der ersten Adressen in Württemberg, wenn es um die Durchführung hochkarätiger Meisterschaften geht. Auch auf Gruppen- und Bundesebene genießt der Verein hohes Ansehen. Unter anderem richtete der JVN unter Ottos Leitung neben zahlreichen Süddeutschen Titelkämpfen auch dreimal Deutsche Jugendmeisterschaften aus.

Der Breitensport
Erfolgreich bei der Jugendarbeit, im Spitzensport – aber auch der Breitensport nahm unter Ottos Führung seinen gebührenden Platz ein. Ein besonderes Anliegen war ihm ab 1985 der Aufbau einer breitensportorientierten „Hobbygruppe“ für Judokas jeden Alters – Pionierarbeit zur damaligen Zeit. 12 Jahre lang trainierte er die Hobbygruppe, die sich bis heute außerordentlicher Beliebtheit erfreut.

„Das Grüne Band“ – einer von vielen Höhepunkten
Ein Höhepunkt in den 26 Jahren seiner Tätigkeit war im Jahr 1994 der Gewinn des Wettbewerbs um „Das Grüne Band“ in der Sportart Judo. Dieser mit 10.000 DM dotierte Wettbewerb wurde vom Deutschen Sportbund und der Dresdner Bank ausgeschrieben. Prämiert wurde jährlich bundesweit ein Verein, der sich nachweislich durch „vorbildliche und konsequente Leistungsförderung unter Berücksichtigung sozialer und pädagogischer Aspekte“ auszeichnet und entsprechende Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene vorweisen kann.

Kampfrichter
Als Kampfrichter war Otto rund 30 Jahre lang im Einsatz. Im Jahr 1997 beendete er diese Tätigkeit als Bundeskampfrichter des Deutschen Judo-Bundes.

Tätigkeiten auf Verbandsebene
Auch auf Verbandsebene war Otto aktiv, bestens bekannt und vernetzt. Von 1985 bis 2001 war er Vorsitzender der Gruppe Süd des Württembergischen Judoverbandes und gehörte damit auch dem Vorstand des Württembergischen Judo-Verbandes an. Otto war Mitglied des WJV-Ehrenrats, Träger der WJV-Ehrennadel in Gold, Ehrenmitglied des Württembergischen Judoverbandes und Träger des 4. Dan-Grades im Judo.

Lieber Otto – vielen Dank für alles, was Du für uns und unseren Verein getan hast. Wir werden Dich immer in dankbarer Erinnerung behalten.

Die Mitglieder des JV Nürtingen